Man munkelt, dass sich in der Dämmerung dieses Tages etwas Seltsames zugetragen habe. Kein gewöhnlicher Aufbruch, sondern ein stilles Bündnis unter den Handwerksleuten, Künstlern und Händlern der Stadt – vereint von einer Idee, getragen von Dankbarkeit.
Aus den Backstuben, Werkstätten, Lagern und Geschäften der Händler wurde ein einziger Tisch geboren – nicht irgendeiner, sondern ein festlicher, prachtvoll geschmückter Ehrentisch, beladen mit den süßesten Schätzen, die man sich in Märchen kaum auszudenken wagt.
In seiner Mitte erhebt sich ein hoher Turm aus feinem Mandelgebäck, kunstvoll geschichtet, mit goldenem Staub überzogen – zart und zerbrechlich wie Morgentau. Daneben ruht eine kunstvoll verzierte Rahmtorte mit doppeltem Boden, eingehüllt in smaragdfarbene Zuckerschnüre und mit Blüten aus kandierten Früchten gekrönt. Ringsherum finden sich kleine Küchlein in bunten Schalen, garniert mit cremeweißen Hauben und essbaren Blütenblättern . Auch Schälchen mit dicker Honigcreme, eingekochte Naschstücke, gerollte Zimtblätter und knusprige Mandelkringel liegen auf goldenen Platten und in feinen Glastellern bereit.Der Tisch selbst – bedeckt mit schweren Tüchern in Purpur, Lapislazuli und Goldstaub – wird geschmückt von Farnen und Palmenblättern, zwischen denen Laternen flackern, die mit buntem Glas die Nacht in Farben tauchen. Kleine Figuren aus Metall und Holz stehen Wache, und reich verzierte Kerzenhalter werfen sanftes Licht auf das köstliche Werk.Doch das Wunder ist nicht allein das Mahl – es ist die Reise. Mit gespannter Vorsicht und großer Einigkeit wird der Tisch von Dutzenden Händen getragen. Schulter an Schulter balancieren sie das süße Werk auf hölzernen Tragebalken durch die schmalen Gassen, Schritt für Schritt, vom warmen Backraum bis zu den Toren des Magierzirkels.
Niemand sagt ein Wort, doch in ihren Augen liegt Glanz – als trügen sie ein Geschenk, das mehr sei als Teig und Zucker. Es ist Dankbarkeit in essbarer Gestalt, ein stiller Zauber, dargebracht mit ehrlichem Herzen.
